Konzept: Strukturwandel Braunkohle

Ein funktionierender Strukturwandel in der Energiewirtschaft muss ökonomische, ökologische und soziale Faktoren berücksichtigen um eine hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung zu erreichen und gleichzeitig die Klimaziele zu erfüllen. Zentral ist dabei nicht nur die Abwicklung alter Anlagen und Tagebaue zu berücksichtigen sondern insbesondere die Neugestaltung der Wirtschaft und Arbeitswelt zu planen. Beides muss verzahnt werden um Arbeitslosigkeit bei den Beschäftigten zu vermeiden und dem Wandel Dynamik zu verleihen.

Kern dieses Konzepts zum Strukturwandel ist eine aktive Gestaltung des Region unter Einbeziehung aller Stakeholder (Arbeitnehmer, Energiewirtschaft, Anwohner und Stromkunden) sowie eines Konzepts für die zukünftige Gestalt der Energiewirtschaft in Deutschland und Europa.

Strukturelle Transformation

Die aktuelle Energieproduktion mit Braunkohle liefert in NRW 11 GW Leistung und 10 GW in Ostdeutschland einem CO2 Ausstoße von Z t pro Jahr [1]. Ziel ist es diese Kapazität durch erneuerbare Energien zu decken und gleichzeitig die selbe Verlässlichkeit der Bereitstellung zu erreichen. Dazu sind neben Windkraftanlagen, Solaranlagen und anderen erneuerbaren Quellen auch Energiespeicher von Nöten. Hier bieten sich insbesondere zwei Technologien im Kontext des Braunkohletagebaus an. Das sind Pumpspeicherwerke, welche je nach Tagebau und Region zu Pumpspeicherwerken umgestaltet werden können (so ein entsprechendes Gefälle vorhanden sind), sowie Akkumulatorenspeicher, welche im Prinzip standortunabhängig und verteilt errichtet werden können. Dennoch bietet sich eine zentrale Steuerung an, welche dann in der Nähe der alten Braunkohlekraftwerke erfolgen kann.

Für den Pilotierung und Evaluation verschiedener Akkuspeicher sollte zeitnah eine gemeinsame Anlage errichtet werden, welche der Technologie- und Prozessevaluation dient. Dies sollte in der Nähe der alten Kraftwerke erfolgen um dort bereits Teile der Betriebsfeuerwehren mit nutzen zu können und deren technische und taktischen Fähigkeiten an die neue Problemstellung heranzuführen. In die Akkuforschung können Universitäten und Forschungseinrichtungen einbezogen werden. Neben Münster sind dies RWTH Aachen, Universität Köln, Ruhr-Universität Bochum, Universität Duisburg-Essen sowie das ZBT für Gasspeicher, das Forschungszentrum Jülich. Eine Einbindung der Industrie ist in dem Kontext ebenfalls anzustreben wie z.B. Hoppecke Batterien und Varta.

Im weiteren betrachten wir vier Stakeholder, die direkt oder indirekt durch den Ausstieg aus der Braunkohle betroffen sind.

Arbeitnehmer

Es arbeiten rund 20496 Beschäftigte in der Braunkohle. TODO Welche Arten von Beschäftigten, welche Aufgaben, wie viele Arbeitnehmer pro Aufgabe/Anstellung, Gehalt?

  • Wasser- und Grundwassermanagement
  • Instandhaltung Grubentechnik
  • Betrieb Bagger
  • Kraftwerksbetrieb
  • Instandhaltung Kraftwerk
  • Werksfeuerwehr
  • Bahnpersonal

Ziel für die Arbeitnehmer ist eine Beschäftigung mit ähnlichem Einkommen auch nach dem Ausstieg aus der Braunkohle. Für die Restlaufzeit der Kraftwerke gibt es keine Auswirkung auf die Beschäftigungszahlen. Jedoch mit dem Wechsel zur Stilllegung verändert sich das Aufgabenspektrum.

Beschäftigte im Tagebau, insbesondere für das Wassermanagement können uneingeschränkt weiterbeschäftigt werden während der Renaturierung, da die Gruben nicht unkontrolliert volllaufen dürfen. Sie werden über den 10-20 Jahre dauernden Prozess weiter benötigt. Dies trifft auch für die Grubentechnik zu denn für die Renaturierung und Landschaftsgestaltung sind entsprechende Kenntnisse notwendig. Da sich das Aufgabenspektrum jedoch ändert, sind hier zusätzliche Schulungen erforderlich. Die Mannschaften für den Betrieb der Bagger können leicht Tätigkeiten innerhalb der Renaturierungsmaßnahmen gefunden werden.

Im Kraftwerksbereich sieht die Entwicklung anders aus. Hier wird nur ein Teil der Beschäftigten für die Stilllegung und den Abriss benötigt, da hier Expertise und Arbeitskraft von Außen erforderlich ist. Jedoch kann bei einem graduellen Ausstieg, der eine Stilllegung der Kraftwerke hintereinander vorsieht, das Personal auf neue Aufgaben schrittweise vorbereitet werden, die sie in der Entwicklung und dem Betrieb von Pilot- und Regelanlagen im neuen Stromnetz haben. Insbesondere im Kontext von Akkuspeichern können die Ingenieure ihr Know-How in die Entwicklung der Leittechnik einfließen lassen (transdisziplinäres Modell) was sich positiv auf die Betriebssicherheit und die Mitarbeitermotivation auswirkt. Auch für Pumpspeicherwerke werden Betriebsmannschaften benötigt, welche sich zuerst aus dem Bestand rekrutieren sollten. Auch hier bietet sich eine Einbindung der Mitarbeiter in der Planung und im Bau an.

Die Werksfeuerwehren werden in Zukunft für die Akkuspeicheranlagen und Pumpspeicherwerken weiter benötigt müssen jedoch auf die neuen Aufgaben vorbereitet werden. Dies gilt insbesondere für Akkuspeicheranlagen.

Energiewirtschaft

Die überwiegende Anzahl der Kraftwerke sind über 30 Jahre alt und gelten als abgeschrieben. Ihr Betrieb lohnt sich im aktuellen Energiemarkt nicht mehr und die Belastungen für die Unternehmen sind gering. Sie können also im Ausstiegsplan zuerst für die Abschaltung und Stilllegung vorgesehen werden. Jüngere Kraftwerke würden dann bis zum Ende des zu vereinbarenden Zeitraums betrieben werden.

Im Zuge der Schrittweisen Stilllegung müssen die Speicheranlagen gebaut und in Betrieb genommen werden. Hier sollte eine Einbindung der Energiewirtschaft erfolgen um ihr eine Perspektive zu bieten. Dies erhöht die Bereitschaft sich an der Transformation zu beteiligen. Ebenso könnten im Bereich Renaturierungskosten der Staat Kosten übernehmen in dem Zuge wie die Betreiber auf Laufzeiten verzichten.

Anwohner und Kommunen

Die Kommunen und Anwohner sind von der Stilllegung an zwei Punkten involviert. Der Verlust des Betriebs kann zu einer Reduktion der Gewerbesteuer führen was die Finanzdecke der Kommunen schwächt. Dies kann aber durch temporäre Stützung durch den Bund ausgeglichen werden. Ebenso sollten die neuen Kraftwerke bzw. Speicheranlagen in den selben Kommunen (rechtlich) errichtet werden was zu neuen Gewerbesteuern führen wird.

Im Zuge der Renatuerierung müssen Anwohner und Kommunen ebenfalls einbezogen werden um touristische und stadtplanerische Optionen für die Region zu entwickeln und gemeinsam umzusetzen.

Stromkunden

Großkunden können durch den Wegfall der Braunkohle und dem Rückgang des Stromüberangebots höhere Strompreise schultern müssen. Diese stellt aber nur eine Normalisierung der Preise dar. Für andere Stromkunden verringert sich der Abstand zwischen Garantiepreis und Marktpreis was eine Reduktion der EEG-Umlage zur Folge hat und damit die Bürger entlastet.

Zusammenfassung

Die Transformation der Energiewirtschaft ist eine facettenreiche Aufgabe, welche besonders unter dem Zeitdruck schnell und zielorientiert angegangen werden muss. Dabei darf der Fokus nicht auf der Abwicklung liegen wie es heute immer noch der Fall ist, sondern es muss die gesamte Transformation und somit die Schaffung neuer Energiequellen, Arbeitsplätzen und Unternehmen mitgedacht und geplant werden. Diese Skizze soll hierzu ein Beitrag sein.